Corinna Zieleke – Die Idee einer wunderbaren Welt

Über die Natur der Wirklichkeit und das Wesen des Seins

In Zeiten globaler Krisen, sozialer Umbrüche und ökologischer Katastrophen wirkt der Gedanke an eine „wunderbare Welt“ beinahe wie ein Anachronismus – und ist doch aktueller denn je. Die Künstlerin und Psychotherapeutin Corinna Zieleke verfolgt genau diesen Gedanken: nicht als bloße Utopie, sondern als künstlerisches und philosophisches Gegenmodell zum Verlorengehen in Zerstörung, Reizüberflutung und Gleichgültigkeit. Ihr Schaffen eröffnet eine Perspektive, die das Schöne nicht verklärt, sondern bewusst als Ausdruck geistiger Tiefe und spiritueller Orientierung begreift.

Corinna Zieleke, Magic. Grafik, Detail
Corinna Zieleke, Magic. Grafik, Detail

Eine Ästhetik des Widerstands

Zielekes Bilderwelten – teils abstrakt, teils fast mikroskopisch präzise – durchdringen die äußere Erscheinung der Welt, um ihre verborgenen Strukturen sichtbar zu machen. Dabei verbindet sie persönliche Naturerfahrungen mit einem tiefen Wissen um kulturelle, philosophische und künstlerische Traditionen. Ihre Werke sind von Orten wie Fuerteventura, Sylt oder dem Garten Monets in Giverny inspiriert, doch sie transformiert das Gesehene in eine universelle Bildsprache. Die zarten Farbverläufe, lasierenden Schichten und dynamischen Kompositionen erzeugen eine Sogwirkung, die den Betrachtenden in eine stille, fast kontemplative Welt führt.

Zielekes Kunst ist nicht nur Ausdruck von Schönheit, sondern auch von Haltung. Sie macht die Welt nicht schöner, als sie ist – aber sie zeigt, was auf dem Spiel steht, wenn wir das Schöne aus den Augen verlieren. Die Erfahrung von Harmonie und magischer Ordnung in ihren Arbeiten ist eine Einladung zur Reflexion – über die Verbindung zwischen Mensch und Natur, Mikro- und Makrokosmos, Innen- und Außenwelt.

Corinna Zieleke, Ocean ground, Grafik, Detail. Abstraktes Bild mit leuchtenden gelben, grünen, blauen und rosafarbenen Farbtönen, die ineinander übergehen, mit dunkleren blauen und grünen Formen auf der linken Seite und helleren Bereichen auf der rechten Seite. Die Farben erzeugen ein fließendes, organisches Muster.
Corinna Zieleke, Ocean ground, Grafik, Detail

Zwischen Makro- und Mikrokosmos

Zieleke versteht es meisterhaft, das Kleine im Großen und das Große im Kleinen sichtbar zu machen. In ihren Bildern fließen Mikrowelten – Zellen, Pflanzenstrukturen, flüchtige Lichtreflexe – nahtlos in kosmische Weiten über. Der Blick des Betrachters wechselt unmerklich zwischen den Maßstäben, bis sich eine tiefere Wahrheit einstellt: Alles ist verbunden. Diese Erkenntnis, die bereits antike Philosophen und Mystiker bewegte, bildet das Herzstück ihrer Bildsprache. In ihren Werken wird sie sinnlich erfahrbar – durch Farbe, Form, Struktur und Rhythmus.

Corinna Zieleke. Die Künstlerin im Atelier
Corinna Zieleke. Die Künstlerin im Atelier

Kunst als Spiegel einer inneren Welt

Als ausgebildete Psychotherapeutin verfügt Zieleke über eine besondere Sensibilität für menschliche Prozesse und seelische Zustände. Diese fließen unmerklich in ihr Werk ein: Nicht plakativ, sondern als Resonanzraum für das, was oft nicht gesagt, aber gespürt wird. Ihre Malerei folgt keinem starren Konzept, sondern entsteht im Dialog mit dem Material, dem Moment und dem Zufall. Farbaufträge, Überlagerungen, kontrolliertes Loslassen – der schöpferische Akt wird selbst zum Ausdruck einer Haltung: offen, suchend, durchlässig.

Corina Zieleke, Liquid Light, Grafik. Abstrakte Grafik
Corina Zieleke, Liquid Light, Grafik, Detail

Eine positive Vision in dunklen Zeiten

„Lernen durch Schönheit“ – dieser fast vergessene pädagogische Gedanke durchzieht Zielekes Arbeiten. Sie plädiert nicht für Eskapismus, sondern für ein radikales Ernstnehmen dessen, was die Welt auch sein kann: wundervoll, geheimnisvoll, voller Lebendigkeit und Tiefe. Damit knüpft sie an eine lange Tradition in der Kunstgeschichte an – von den Idealbildern der Antike über die metaphysischen Landschaften eines Caspar David Friedrich bis hin zu den spirituellen Lichtwelten eines Mark Rothko.

Gleichzeitig formuliert sie etwas Eigenständiges und Zeitgenössisches: eine neue Form von künstlerischer Weltbeobachtung, die sich der komplexen Realität nicht verweigert, sondern sie durch einen bewusst positiven Blick transformiert. Ihre Arbeiten sind damit auch eine stille Widerstandshandlung gegen den Zynismus und die Desensibilisierung unserer Zeit.

Corinna Zieleke, wonderful world 1, Detail, GrafikAbstraktes Kunstwerk mit strukturierten blauen und blaugrünen Tönen mit schwarzen Streifen. Auf der linken Seite erscheinen kühne grünlich-gelbe Pinselstriche, die in den blauen Hintergrund übergehen und ein Gefühl von Bewegung und Tiefe vermitteln.
Corinna Zieleke, wonderful world 1, Grafik, Detail

Ein philosophisches Projekt – Eine künstlerische Haltung

Zielekes Werk ist mehr als Malerei. Es ist ein philosophisches Projekt, ein existenzieller Kommentar zur Gegenwart – und ein Plädoyer für eine Ethik des Sehens. In einer Welt, die von Widersprüchen geprägt ist, bietet ihre Kunst Orientierung, nicht durch einfache Antworten, sondern durch die Tiefe ihrer Fragen.

"Corinna Zieleke: Eine wunderbare Welt / A Wonderful World". KPM | ArtForum Editions.
"Corinna Zieleke: Eine wunderbare Welt / A Wonderful World". KPM | ArtForum Editions.

Bei KPM| ArtForum Editions ist eine Monographie mit Werkverzeichnis ihrer Editionen erschienen – ein weiterer Meilenstein im Schaffen einer Künstlerin, deren Werk nicht nur betrachtet, sondern erlebt werden will. Ihre Vision einer „wunderbaren Welt“ bleibt keine bloße Idee – sie wird in ihren Arbeiten konkret, erfahrbar und – vielleicht – auch transformativ.
Die Publikation wurde gefördert durch die Winter Stiftung Hamburg und Artforum Culture Foundation, Athen.

Hg. Peter Merten & Leonardo Safiriou
Corinna Zieleke
Eine wunderbare Welt | A wonderful world
Verzeichnis der Editionen | Catalogue of Editions
KPM | ArtForum Editions (isbn 978-3-910694-07-1):

Limited Edition, (signiertes Exemplar auf Anfrage) ) (32 €/36 USD)  plus Porto  6,90 € / 12,90 USD
Bestellungen an: info(at)artforum-culture-foundation.0rg

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