Die Welt mit der wir leben

Einzelausstellung der Aquarelle
OSTEN Museum,  Skopje

Pantelis Tsatsis hat viele Talente. Als Künstler ist er Autodidakt; ein Mensch, der die Kunst zutiefst liebt. Durch sein eigenes künstlerisches Schaffen hat er seinen persönlichen, ganz besonderen Zugang zur Welt der Kunst gefunden. Seit seiner Jugend ist er als Maler aktiv und in ersten Ausstellungen überzeugt er bereits mit professioneller Ausdrucksstärke. Als Künstler nicht von der Kunst leben müssend, war er außer Konkurrenz und keinen Zwängen unterworfen. Deshalb hat er aus eigenem Antrieb seiner Leidenschaft folgen können und er hat schon sehr früh dabei die großen Themen „Entstehung der Welt“ und „Natur“ für sich entdeckt. Mit der Unterstützung von Künstlerfreunden hat er seine Art zu malen entwickelt und dabei versucht die Zwischentöne des Lebens mit wachen Augen zu erspüren und in seiner Malerei kompromisslos festzuhalten. Mit seinen Bildern ist es ihm möglich und notwendig unbefangenen und direkt ausschliesslich seinem ureigenen Gespür nachzugehen. Mit seinem freiem, aber sehr intensiven Blick auf die Welt erreicht er es Betrachter seiner Werke angenehm zu berühren und eine Verbindung aufzubauen, die ungetrübt ist von ablenkender Dekoration. Seine ausdrucksstarken und unerwartet intimen Werke transportieren dank seiner sicheren Farbwahl und des damit erschlossenen einzigartigen Lichts, Werte, die dem Bild Geheimnis und Botschaft hinzufügen.

Seine Aquarelle legen Zeugnis ab vom Traum, den Ängsten und Hoffnungen des Künstlers, dem es gelingt mit der Sprache der lyrischen Abstraktion all dies in einzelnen Bildern zu erfassen. Ganz in der Tradition der Lehre Zarathustras beschäftigt sich Tsatsis dabei mit den Grundelementen des Lebens: Erde, Wasser, Feuer, Luft. Sie bilden die Basis der ewigen Wiederholung des Lebens. Die Perpertuierung des Gleichen ist ein zentraler Gedanke auch in Friedrich Nietzsches Philosophie, dem zufolge sich alle Ereignisse unendlich oft wiederholen. Diese ewige Wiederkunft ist die große bejahende mystische Erfahrung. Diese Überlegung steht bei Pantelis Tsatsis für zwei wesentliche Überzeugungen als Mensch und als Künstler: Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht, deshalb ist der Mensch gezwungen sich mit Zuständen des Seins auseinanderzusetzen, die Naturgesetze zu erkennen, aber auch die Schönheit im Hier und jetzt zu entdecken, zu respektieren, um sich an ihr erfreuen zu können. Der Künstler bezieht sich in seiner Vorstellung der ewigen Wiederkunft allerdings nicht explizit auf Nietzsche, sondern sieht sich in seiner Haltung eher bestärkt in der Weltsicht der Pythagoräer, insbesondere von Heraklit. Von ihm ist die Erkenntnis überliefert: „Und es ist immer ein und dasselbe, was in uns wohnt: Lebendes und Totes und Waches und Schlafendes und Junges und Altes“.

Pantelis Tsatsis ist offenkundig als Künstler ein Grenzgänger. Er ist nicht an der Erschaffung eines neuen Stils interessiert, sondern bewegt sich in den Regionen zwischen Malerei und Konzeptkunst, die er durch Überspielung und Verwischung ihrer Grenzen zu einer Selbstüberprüfung zwingt. Einerseits geht es um Malerei als freie Gestaltung von Farbe und Formen, wobei er inspiriert ist von oben genannten Künstlern und insbesondere der Stilrichtung der lyrischen Abstraktion. Andererseits ist sein Streben Vermittlung der Bedeutung von Natur als Lebensgrundlage der Menschen. Was uns in Gemälden und Aquarellen des Künstlers Pantelis Tsatsis deshalb entgegentritt sind Bilder, die ohne tatsächlich realistisch zu sein, den Betrachtern individuelle Interpretationen von Landschaftsräumen zu vermitteln scheinen. In ihrer stilistischen Erfassung erscheinen sie als abstrakte Gedichte, die zu dieser Vorstellung Anlass geben. Und tatsächlich, Pantelis Tsatsis Malerei ist von seinen Beobachtungen und Empfindungen aus der Natur und gegenüber ihr motiviert. Landschaft als irdischer und kosmischer Naturraum, ist seine Inspiration und sein Thema für nahezu sein gesamtes Werkschaffen. 

Begleitbuch zur Ausstellung: Tsatsis, Die Welt in der wir leben. Beitrag zu Kunst und Ökologie, Hg. Peter Merten und Leonardo Safiriou. ArtForum Editions 2022, ISBN 978-3-910694-01-9  (gr)| ISBN 978-3-910694-02-6 (en). Die als Monografie herausgegebene Publikation erfolgte mit Unterstützung der Winter Stiftung und der Artforum Culture Foundation.

Die Ausstellung findet statt auf Einladung der Osten Museumsgalerie in Skopje. Osten ist fokussiert auf Kunst auf Papier. Es unterstützt neue Trends und junge aufstrebende Künstler, verleiht jedoch auch den Grand Prix für ein Lebenswerk an bereits arrivierte Künstler. Bekannte Preisträger des Grand Prix for Lifetime Achievment der letzten Jahre waren u.a. Ilya und Emilia Kabakov, USA;  Joseph Kosuth, USA, Tony Cragg.

"Nature as a mirror“
Solo exhibition
Osten, Skopje Macedonia
osten.mk