Kunst und Ökologie

Das künstlerische Werk von Pantelis Tsatsis

Die Welt mit der wir leben (The world we live with)

Zur Kunst und Ökologie-Diskussion ist aktuell bei ArtForum Editions eine Monografie mit Werken des griechischen Künstlers Pantelis Tsatsis erschienen. Anhand seiner Gemälde und Aquarelle geht ein Autorenteam der Frage nach: Was kann die Kunst zum neuen Umweltbewusstsein beitragen?

Pantelis Tsatsis, painter
Pantelis Tsatsis, painter. ArtForum Editions

 

Pantelis Tsatsis, von Hause aus gelernter Ökonom und ehemaliger Banker, beschäftigt sich bereits nahezu das ganze Leben mit einer schonungslosen Sicht auf die Welt. Als Künstler hat er dazu über viele Jahre In meist mittelgroßen Ölgemälden und kleineren Aquarellen kontinuierlich seine ganz persönliche Bestandsaufnahme vorgenommen. Auffallend ist, seine Bilder irritieren durch eine farbharmonische Ästhetik und gleichzeitig eine schonungslose Darstellung der empfundenen Missstände. Seine Kunst versteht er dabei als persönliche Aufforderung zur Bewussseinsfidung und zum Umdenken, etwas was durch die Öko-Bewegung oder durch „Fridays for Future“-Bewegung bereits öffentlich angestoßen wurde. Vereinfacht ausgesprochen geht es für ihn um die Schlussfolgerung: „Everyday for future“. So abstrakt der Klimawandel vielen erscheinen mochte, die Auswirkungen sind längst spürbar. Konkrete Veränderungen unserer Lebensgewohnheiten, der Industrie und Wirtschaft sind offensichtlich geworden.

Pantelis Tsatsis mit Künstlerfreund Billy Zane. ArtForum Editions
Pantelis Tsatsis mit Künstlerfreund Billy Zane. ArtForum Editions

 

Der Künstler trägt mit seinen Bildern indirekt dazu bei, uns die Augen etwas mehr zu öffnen für die Bedeutung der Natur und Notwendigkeit nachhaltigen Handelns. Wenn wir Kunstgenuss als umfassende Anregung für unser Leben verstehen lernen, dann wird gleichzeitig sichtbar, dass Kunst ein Lebenselixier sein kann. Die Fülle seiner Beobachtungen und Gedanken werden in seinen Bildern nur angedeutet, sind sind nicht direkt erkennbar, aber spürbar. Möglicherweise war ihm beim Malen die Bedeutung des Klimawandels selbst nicht ganz bewusst, denn als Künstler fungiert er ähnlich einem Medium, dass nur dazu beitragen kann, Dinge bewusst werden zu lassen. Als Künstler vermittelt er jedoch nicht Botschaften von übernatürlichen Wesen, von Engeln oder Geistern, sondern er weist intuitiv auf ungelöste Probleme hin, die darauf warten, beachtet und gelöst zu werden.

Den Klimawandel, seine Ursachen und Folgen, hat Tsatsis sehr früh als ein großes Problem erkannt aus seinem Interesse für die Beobachtung der Natur und für ökonomische Entwicklungen. Um die ökologische Dimension von Kunst erkennen zu können, ist sicherlich eine andere als unsere gewöhnliche Sichtweise auf Kunst und Natur erforderlich. Deshalb holt uns Tsatsis da ab, wo unser ästhetisches Verständnis noch dominiert wird von einem romantischen Naturbegriff der unberührten Landschaft, der überwältigenden oder idyllischen Natur. Von dieser ‘Naivität’ zu jener ‘Dauerreflexion" einer Kunst überzugehen, die ihre eigenen Grundlagen und damit ihre Relativität offenlegt, fällt uns nicht leicht. Denn ästhetisch leben wir in einem von Überlieferungen geprägten Wahrnehmungszustand. Ähnlich verhalten wir uns, wenn wir gefühlsmäßig noch in einer geozentrisch geprägten Welt leben und das Einstein’sche Universum als Absurdität empfinden. Bestätigung, dass ökologische Themen Teil der Kunst sein müssen, hatte Tsatsis bereits sehr früh gefunden. Am prominentesten hatte zweifellos Joseph Beuys den Zusammenhang von Kunst und Ökologie vertreten. Beuys hatte auch mit seiner Kunst die Aufforderung an unsere Sinne und unser Tun verbunden. Die Betrachtung der Kunst wird hierdurch in einen aktiven Handlungs- und Wahrnehmungsbezug gestellt. Er selbst sagte: "Es gibt eine sichtbare und es gibt eine unsichtbare Welt. Zur unsichtbaren Welt gehören die nicht wahrnehmbaren Kraftzusammenhänge, Formzusammenhänge und Energieabläufe… Diese unsichtbaren Formen sind nur solange unsichtbar, solange ich kein Auge habe, kein Organ habe, das bildhaft wahrzunehmen fähig ist. Für denjenigen also, der sich ein Wahrnehmungsorgan schafft, für den sind diese Formen wahrnehmbar."

Pantelis Tsatsis, painting. German collection
Pantelis Tsatsis, painting. German collection

Tsatsis: Die Welt mit wachen Augen sehen

Den Betrachter:innen der Werke des Künstlers Tsatsis kommt möglicherweise manche Bildästethik bekannt vor - und dennoch, diese Bilder sind anders. Keine noch so informative Darstellung z.B. durch eine photographische Ablichtung, kann sie ersetzen. Sie bilden vielmehr die Voraussetzung für einen Dialog über die Natur und die Welt in der wir leben. All das, was den Künstler bei der Schaffung seiner Aquarellbilder motivierte, bieten diese Bilder auch den Betrachter:innen an: intuitives Naturerlebnis, einerseits Freude und andererseits eine gewisse Unsicherheit oder sogar Melancholie. Die Welt sehen, wie sie ist - Die Welt mit wachen Augen sehen, dass ist der künstlerische Anspruch. Tsatsis gelingt es dabei das heilige Reich der Empfindungen in Bildern zu übertragen, die die Betrachter:innen an Natur und damit an den Ursprung unser aller Leben verweisen.

Pantelis Tsatsis. European collection
Pantelis Tsatsis. European collection

Angesichts dieser Dimension muss man nicht sagen, was kann die Kunst schon daran ändern. Kann die Kunst überhaupt einen Nutzen haben, wenn doch Künstler nur ihre Empfindungen in ihren Werken wiedergeben? Das zu erreichen ist allerdings schon nicht wenig. Aber Künstler, die sich mit ihrer inneren und äußeren Welt beschäftigen - was letztlich immer im notwendigen Wechselspiel geschieht und die Grundlage dafür ist, Betrachter:innen zu erreichen - sind in Wahrheit Erfinder und Wegbereiter. Fast alle ernsthaften Künstler ihrer Zeit haben Wesentliches berührt und Zeitströmungen ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Sie sind in diesem Sinne Teil einer Gemeinschaft, die durch ihre Beiträge dazu verhelfen, dass ein Problembewusstsein beim Einzelnen überhaupt entstehen kann und in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion gerät.

Tsatsis. Art and Ecology. Monograph. ArtForum Editions 2022
Tsatsis. Art and Ecology. Monograph. ArtForum Editions 2022

Werke des Künstlers befinden sich in internationalen Sammlungen.

Zum Thema erschien 2022 mit Unterstützung der Winter Stiftung Hamburg zeitgleich auf Englisch und Griechisch bei ArtForum Editions die Monografie:
ΤΣΑΤΣΗΣ / TSATSIS, The world we live with. Paintings and watercolours by Pantelis Tsatsis, contribution to art and ecology. Editors: P. Merten and L.A. Safiriou. 2022.
ΤΣΑΤΣΗΣ / TSATSIS, Ο κόσμος με τον οποίο ζούμεπίνακες ζωγραφικής με λάδια, ακρυλικά και ακουαρέλες του Παντελή Τσάτση, Μονογραφία Συμβολή στην τέχνη και την οικολογία, 2022.

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